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Nachlese zur Gartentagung „Lebendige Gärten. Bildungsräume für eine sozial-ökologische Transformation“

Unsere Welt befindet sich an einem historischen Wendepunkt – an einem „Epochenrand“, der global spürbar ist. Wie können wir angesichts ökologischer und gesellschaftlicher Herausforderungen die Zukunft gestalten, ohne in Resignation zu verfallen? Welche Rolle können Gärten dabei spielen? 

Das waren die zentralen Fragestellungen, die eine gemeinsame Tagung vom Europahaus Burgenland in Kooperation mit der Gemeinschaftsgartenorganisation Gartenpolylog zu erörtern versuchte. Die Idee – im Rahmen einer Gartentagung einen Austausch und eine Vernetzungsplattform für Gärtner:innen aus Gemeinschaftsgärten und Interessierte an Natur- und Nachhaltigkeitsthemen zu schaffen. Der Tagungsort: Das Europahaus Burgenland am Campus in Eisenstadt mit seinem vor bereits 14 Jahren gegründeten Kosmopolitischen Garten – einer vielfältig genutzten Fläche mit Hochbeeten, Rückzugsorten, künstlerischen Projekten und viel Wildnis.  

Gemeinschaftsgärten sollten dabei als Bildungsräume betrachtet werden – lebendige Orte des Lernens, des Austauschs und der kreativen Gestaltung unserer Mitwelt. Sie können zur Renaturierung beitragen, Biodiversität fördern und Gemeinschaft schaffen.  

Die Vortragenden näherten sich dem Thema aus unterschiedlichen Richtungen und Disziplinen – Hildegard Kurt eröffnete die Tagung aus kulturwissenschaftlicher Sicht. Mit ihr erkundeten wir den Epochenrand, stellten Überlegungen an, wie wir von einer linearen zu einer zirkulären Sicht auf die Welt kommen und verstärkt von der Zukunft her denken können, um den Raum für Neues zu öffnen. Gegenwartsfähig, resonanzfähig, empfänglich für Inspiration, Imagination und Intuition zu sein waren einige der Wünsche an uns selbst. 

Anschließend tauchten wir in die „Naturphänomene Pädagogiens“ ein. In einer poetisch-philosophischen Reflexion sprach Hans Göttel, Initiator des Kosmopolitischen Gartens, über das Verhältnis von Mensch und Natur, insbesondere über die kulturelle Bedeutung von Landschaft, Garten und Wildnis. Dabei ging es darum, wie sich der Mensch Natur aneignet, sie gestaltet, kontrolliert und symbolisch auflädt – sei es durch Religion, Politik oder Kunst. Natur ist nicht einfach da, sie wird gemacht, gestaltet, gedeutet – und Gärtner:innen werden zu Gestaltenden einer Welt mit Geist und Vision.  

Landschaftsökologe Johannes Maurer sprach schließlich über Biodiversitätsverlust und die bisherigen gesetzlichen Rahmenbedingungen und erklärte uns die Vorteile der jetzigen Renaturierungsverordnung. Diese gibt zum ersten Mal klar Ziele zur Wiederherstellung verschiedener Lebensräume vor. Auch wenn Gemeinschaftsgärten eher kleinräumig wirken, können sie doch mit dem Angebot von Nahrung und Unterschlupf einen Beitrag leisten. 

Ein wichtiger Aspekt der Tagung war auch das gegenseitige Kennenlernen und Vernetzen von unterschiedlichen Garteninitiativen und Gärtner:innen. So gab es die Möglichkeit, im Anschluss an die Vorträge eigene Gartenprojekte vorzustellen. Wir lernten eine gemeinschaftliche Kräuterspirale in Eberau kennen, einen Selbstversorgergarten vom lebenswerten Hianzenland und die Initiative „Friedensgärten“, deren Plakette auch der Kosmopolitische Garten trägt.  

Am Samstag luden 3 parallele Workshops ein, sich weiter in die Tagungsthemen zu vertiefen. 

  • In “Gemeinschaftsgärten als Orte eines kreativen WIR” ließen sich die Teilnehmer:innen noch stärker auf die Inhalte vom Eröffnungsvortrag ein und begaben sich in den Austausch mit nichtmenschlichen Akteur:innen.  
  • In “Gärten als vielseitige Lernräume für eine Welt von morgen” wurden die eigenen Lernerfahrungen im Garten reflektiert. In Fallbeispielen aus Graz wurden verschiedene Herangehensweisen aufgezeigt, um den Garten gezielt als Lernraum für sozial-ökologische Transformation zu nutzen. Die Einordnung in verschiedene bildungstheoretische Konzepte rundete den Workshop ab. 
  • In “Biodiversität entdecken: Mit BIOmappers die Vielfalt im Garten kartieren” wurden Möglichkeiten gezeigt, wie Biodiversität im Gemeinschaftsgarten kartiert werden kann. Sich mit einer Kamera ausgerüstet auf die Suche nach spannenden Tieren und Pflanzen zu machen und sie dann gemeinsam mit Hilfe einer App zu bestimmen war für die Teilnehmer:innen ein Ansatz, der sowohl im Unterricht als auch in diversen Freizeitangeboten gut Verwendung finden kann. 

Nach einem gemeinsamen Mittagessen gab es eine Exkursion zum Friedrichshof in Zurndorf. Dort erfuhren die Tagungsteilnehmer:innen von Amalia Rausch zuerst einiges über das Alternative Gesellschafts- und Lebensmodell und dessen Auflösung und Aufarbeitung bevor alle im wunderbaren Garten der Gartengemeinschaft Friedrichshof auf Entdeckungsreise gehen durften. Zwischen blühenden Beeten, Kunstinstallationen und Obstbäumen fand unsere Gartentagung ihren Abschluss. 

Danke an Cordula Fötsch und David Stanzel von Gartenpolylog für die gelungene Kooperation!  

Anmerkung: Die Tagungsbeiträge von Hildegard Kurt und Hans Göttel werden im Magazin WELT(GE)WISSEN abgedruckt, welches im November 2025 erscheint.  

Die Tagung fand von 9.-10.Mai 2025 im Europahaus Burgenland in Eisenstadt statt.